Die Geschichte der Gemeinde


Gröningen ist im Mittelalter eine Residenzstadt der Bischöfe von Halberstadt. Im Jahre 1544 wird auch hier die Reformation durchgeführt und das katholische Leben erlischt für knapp 300 Jahre.

Auch im Jahre 1860 ist Gröningen nur ein wenig beachteter Ort der großen katholischen Pfarrgemeinde Adersleben, in dem nur einige wenige katholische Familien leben. In den folgenden Jahren steigt aber deren Zahl, vor allem nach dem Bau der Zuckerfabrik und durch den Zuzug katholischer Saisonarbeiter aus dem Osten und dem Eichsfeld.

Am 18. August 1874 wird Franz Thomas als Kaplan in Adersleben angestellt, welcher sich im Auftrag seines Pfarrers der Gröninger Katholiken besonders annimmt.

1887 gibt es bereits wieder 281 Katholiken und 1888 erteilt Kaplan Thomas die erste Religionsstunde in Gröningen.

Am 14. Mai 1893 wird zum ersten Mal nach der Reformation wieder das heilige Messopfer gefeiert. Von nun an wird ein periodischer Gottesdienst gehalten, im Sommer 2x, im Winter 1x pro Monat.

Im November 1900 verlegt der Aderslebener Kaplan Freitag seinen Wohnsitz nach Gröningen. Als Raum für den Gottesdienst wird ein Saal der Gastwirtschaft Rosenthal (heute Gemeindehaus zum Bodestrand) für 6 Jahre gepachtet.

Bis 1904 ist der Vikar von Gröningen eigentlich nur Kaplan von Adersleben mit Wohnsitz in Gröningen. Dies ändert sich mit dem 28. Oktober 1904. Vikar Wand wird die Vikarstelle in Gröningen übertragen, so dass Gröningen seit diesem Zeitpunkt einen eigenen Geistlichen hat.

Unter Pfarrvikar Krieweth erfolgt im Jahre 1922 die Erhebung Gröningens zur Pfarrvikarie mit eigener Vermögensverwaltung. Zu ihr gehören die Orte Gröningen, Dalldorf, Deesdorf, Emersleben, Kloster Gröningen, Heynburg und Nienhagen, das später nach Schwanebeck überwiesen wird.

In der Fastenzeit 1930 wird erstmals durch Mitglieder der Gemeinde ein großes Passionsspiel aufgeführt (7 Akte, 32 lebende Bilder). Es finden zwei Aufführungen in Gröningen und je eine in Adersleben, Schwanebeck und Halberstadt statt. Im gleichen Jahr wir auch eine katholische Musikkapelle, mit Dirigent Pfarrvikar Burkert, gegründet. Ebenfalls unter der Leitung des Pfarrvikars wird ein Bastelkurs für Schlosser- und Tischlerarbeiten eingerichtet.

Am 3. Mai 1931 feiert man das 25-jährige Jubiläum der Kirchweihe.

Die nationalsozialistische Regierung verfügt im Juli 1933 eine vorübergehende Aufhebung der kirchlichen Vereine und die Beschlagnahme ihres Vermögens. Diese Maßnahme wird im Jahre 1934 zwar wieder aufgehoben, jedoch gelang es nicht, alle Vereine wieder herzustellen.

Im Jahre 1936 kommt es zum Verbot der bisher am Fronleichnamsfest üblichen weltlichen Feier in der Gaststätte Adamshöhe (heute nicht mehr existent). Diese wird als „Demonstration gegen die Volksgemeinschaft“ angesehen.

Am Nachmittag des 31. Juli 1937 wird Pfarrvikar Nöring zum Rathaus geholt. Man teilt ihm die Auflösung des katholischen Jungmännerverbandes mit und verhört ihn mehrere Stunden. Anschließend findet im Pfarrhaus eine Hausdurchsuchung statt. Auch beim Präfekten des Jungmännerverbandes wird das Haus durch den Stadtpolizisten durchsucht. Im selben Jahr wird die seelsorgliche Betreuung Nienhagens nach Schwanebeck übertragen.

Bis 1938 wird die Fronleichnamsprozession auf dem Kronprinzenplatz (heute Parkplatz gegenüber der Kirche) durchgeführt. „Aus Gründen der Verkehrssicherheit“ untersagt der Bürgermeister sich über die Reichsstraße 81 (Straße vor der Kirche) zu bewegen und die Prozession geht fortan nur noch durch den Pfarrgarten.

Die katholische Musikkapelle wird mit Schreiben vom 12. Februar 1939 aufgelöst.

Am Neujahrstag 1945 wird erstmals in Kroppenstedt, in der evangelischen Kirche, ein katholischer Gottesdienst gehalten.

Ab 1945 übernehmen Angehörige des Ordens der Armen Schulschwestern die Betreuung der katholischen Kinder.

Am 06. Januar 1949 führt die Jugend der Gemeinde das Spiel „Caonabo, der dunkle Mond“ im bis zum letzten Platz gefüllten Saal des Deutschen Hauses (ehemalige Gaststätte, heute nicht mehr existent) auf. Ebenfalls dort wird im Advent das Laienspiel „Lasst uns nach Bethlehem gehen“ aufgeführt.

[Bericht eines am Spiel „Caonabo, der dunkle Mond“ Beteiligten: „Es war ein umfangreiches Missionsdrama in 5 Aufzügen mit ca. 30 Mitwirkenden. Das Einüben erforderte viel Mühe und Arbeit. Als wir es aufführen wollten, solche Veranstaltung musste ja bei der Behörde angemeldet werden, kam von dort das nein. Unser Pfarrer bekam aus Oschersleben einen Brief, dessen Inhalt in etwa lautete: „Wir haben gehört, dass es in Gröningen eine katholische Jugend gibt, dies sei nicht gestattet, weil die einzig zugelassene Jugendorganisation die FDJ ist.“ Man stellte uns anheim, der FDJ beizutreten, dann könnten wir das Stück aufführen. Natürlich war einem jeden klar, in eine solche Falle gehen wir nicht. Die ganze Mühe war erst einmal umsonst. Glücklicherweise konnten wir ein Jahr später, als CDU-Jugend, das Stück dann doch noch aufführen.“]

Am 01. April 1954 wird die bisherige Pfarrvikarie Gröningen durch Erzbischof Lorenz Jäger, Paderborn zur selbstständigen katholischen Pfarrei erhoben. Erster Pfarrer ist der bisherige Pfarrvikar Theodor Schmidt.

Am 10. Juni 1956 feiert die Gemeinde den 50. Jahrestag der Weihe der Kirche. Pater Erwin von den Franziskanern in Halberstadt bereitet die Gemeinde eine Woche lang auf diesen Tag vor.

Seit dem Allerheiligenfest 1957 wird die Gräbersegnung auf den Friedhöfen des Gemeindebezirks durchgeführt.

Am 14. Juni 1975 wird Gemeindemitglied Siegfried Kowol in Magdeburg zum Diakon geweiht. Am 24. April 1976 durch Bischof Braun zum Priester geweiht, feiert er am darauffolgenden Sonntag seine Primiz in Gröningen.

Neben dem Kirchenvorstand wird am 17. März 1985 erstmals auch ein Pfarrgemeinderat gewählt.

Am 26. Juni 1994 verlassen die beiden letzten Schulschwestern die Gemeinde. Die Schwesternstation ist ab diesem Tag aufgehoben.

Am 26. September 1998 wird Matthias Hamann in Eisleben zum Diakon geweiht. Seine Priesterweihe findet am 22. Mai 1999 in Magdeburg statt und am 23. Mai feiert er seine Primiz in Gröningen. Der zweite Priester aus der Gemeinde.

2006 wird die Gemeinde in den neu gegründeten Gemeindeverbund Halberstadt eingegliedert. Im selben Jahr wird am 23. Juli mit einem großen Gemeindefest der 100. Jahrestag der Weihe der St. Liborius-Kirche begangen.

 

Die Geschichte der Kirche

 

Noch vor der Kirche wird das Vikargebäude und spätere Pfarrhaus gebaut. Es wird am 01. Oktober 1902 eingeweiht.

Der Kostenvoranschlag für den Kirchenbau beläuft sich auf 16.000 Reichsmark (11.000 Mark werden gesammelt, 5.000 Mark kommen vom Bonifatiusverein). Am 13. Januar 1905 weiht Dechant von Hüllen den Grundstein und am 23. September des gleichen Jahres wird die Kirche gerichtet. Unter dem Titel „St. Libori-Sühne-Kirche“ erfolgt am 29. April 1906 die Einweihung der Kirche durch den bischöflichen Kommissar Dr. Schauerte.

Am 30. Juni 1908 konsekriert Weihbischof Dr. Augustinus Gockel die Kirche und in den Altar werden Reliquien der heiligen Märtyrer Eoban und Beatrix eingesenkt. Eine Reliquie des heiligen Liborius erhält die Gemeinde im gleichen Jahr.

Während des 1. Weltkrieges muss die größere der beiden Glocken, die St. Vitus-Glocke, als Rohstoffmaterial abgeliefert werden. Die Entschädigung beträgt 1.246 Reichsmark. Für damals 6.300 Reichsmark wirde die Kirche im Jahre 1920 ausgemalt. Außerdem wird eine Orgelempore errichtet.

Im Frühjahr 1950 wird die Kirche renoviert und der bisherige Holzaufsatz des Altars durch ein großes geschnitztes Holzkreuz ersetzt. 1951 kommen ein neuer Kreuzweg und eine neue Marienstatue dazu. Ende Februar 1952 erhält die Kirche eine neue Herz-Jesu-Statue. Der Kreuzweg wird am 07. März 1952 durch Pater Wolfgang aus Halberstadt feierlich eingeweiht.

Am 10. März 1954 beschließt der Kirchenvorstand, anstelle des bisher benutzten Harmoniums eine Orgel anzuschaffen. Die Finanzierung erfolgt durch Spenden der Gemeindemitglieder, die monatlich über 1.000 Mark erbringen.  Nach über 2 Jahren kann am Pfingstmontag 1956 die neue Orgel eingeweiht werden. Sie verfügt über 14 Register und 1.042 Pfeifen.

 

Im Herbst 1959 wird eine Nachtstrom-Speicherheizung in Betrieb genommen. Somit hatte die Gemeinde nun auch im Winter ein warmes Gotteshaus.

Der Chor der Kirche wird im Sommer 1960 wurde renoviert. Kanzel und Kommunionbank werden entfernt und durch modernere ersetzt. Am 23. Oktober 1960 wird die neue zweite Glocke eingeweiht.

Im November 1962 erfolgt wieder malermäßig Instandsetzung der Kirche und es wird ein neues Altarkreuz aufgestellt. Im Juni 1963 kommen neue Kirchenbänke dazu. Die Kosten von insgesamt 11.000 Mark werden durch Kollekten von der Gemeinde aufgebracht.

Im März 1972 beginnen große Renovierungsarbeiten in der Kirche. Der Fußboden wird erneuert, der Altar abgerissen, die Kommunionbänke entfernt, der Beichtstuhl demontiert und die Orgelbühne samt Orgel abgerissen. In der Woche nach Ostern 1973 wird der neue Altar aufgebaut. Im März und April 1974 werden ein neuer Taufstein und ein Sakramentshaus aufgestellt. Die neue Orgel wird vom 15. bis 19. April aufgebaut und am 26. Mai 1974 feierlich eingeweiht. Der Altarweihe erfolgt am 17. November 1974 durch Bischof Braun. Im Frühjahr 1976 bekommt die Kirche wieder ein neues Altarkreuz.

In der Woche vor Ostern 1980 steht wieder eine Ausmalung der Kirche an. Im Herbst 1986 werden Kirchturm und Eingangsgiebel neu verputzt. Nach Ostern 1989 gibt es Reparaturen an den elektrischen Anlagen, dem Holzfußboden und wieder Malerarbeiten.

Außen wird die Kirche 2001 saniert. Das Fundament wird isoliert, am größten Teil der Außenmauern der Putz erneuert und die Dachrinnen repariert. Die letzte Innenraumrenovierung findet vom 28. April bis 19. Mai 2003 statt.

Quelle: Jubiläumsschrift „100 Jahre St. Liborius in Gröningen“, 23. Juli 2006